Kannst du deine Bedürfnisse wahrnehmen, spüren und ausdrücken? Wann immer du irgendwelche körperlichen oder seelischen Beschwerden haat, empfehle ich dir dringend, dich mit deinen Bedürfnissen auseinandersetzen. Denn sie sind die tieferen Ursachen von Krankheiten.
Werden unsere Grundbedürfnisse auf Dauer nicht befriedigt, entstehen langanhaltend negative Gefühle und Anspannung, die bis zu psychischen Erkrankungen führen können.
Stell dir mal vor, dein Mann ist ein Workoholic und seine Arbeit steht an erster Stelle. Dadurch, das er nur noch seine Arbeit im Kopf hat, nimmt er dich -selbst wenn er zuhause ist- gar nicht richtig wahr, Du fühlst dich vermutlich vernachlässigt und allein. So wird dein Bedürfnis nach Nähe und Bindung auf Dauer nicht mehr erfüllt, was mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Einsamkeitsgefühlen führen wird. Problematisch auch, wenn unsere Grundbedürfnisse in der Kindheit wiederholt nicht befriedigt werden, zum Beispiel, weil da niemand ist, auf den wir uns verlassen können, weil Mama den ganzen Tag arbeiten war oder weil wir ständig von anderen abgewertet werden.
Wird beispielsweise in der Kindheit unser Selbstwertgefühl massiv frustriert, dann neigen wir später dazu, übertrieben gut in Dingen sein zu müssen und streben immer wieder herausragende Erfolge an!
Wenn unseren Bedürfnissen nicht nachgegangen wird, entwickeln sich Unzufriedenheit, Unwohlsein und Mangel.
Man weiss heute, dass ein Nichterfüllen unserer Grundbedürfnisse zu einem Ungleichgewicht führt und als Folge zu seelischen Problemen, Symptomen und körperlichen Schmerzen (Körperspuren) führen kann! Fehlt die Wahrnehmung und das Ausdrücken der eigenen Bedürfnisse, ist es kaum möglich, klare Grenzen zu setzen. Nur im Kontakt mit dir selbst und dem was du brauchst, lernst du gesunde Grenzen zu setzen. Diese Grenzen wiederum braucht es, damit wir uns gut und achtsam verständigen und ausdrücken können.
Deshalb ist es so überaus wichtig, seine Bedürfnisse genau zu kennen und ihnen nachzukommen.
Lebensnotwendige Bedürfnisse
Da viele ihre Bedürfnisse gar nicht mehr in Worte fassen können, hier ein paar Beispiele:
- Lieben und geliebt werden
- Nähe, Wärme und Berührung
- Halt und Geborgenheit
- Verbundenheit/Zugehörigkeit
- Anerkennung und Erfolg
- Selbstwert
- Lob und das Gefühl, gebraucht zu werden
- Sinnhaftigkeit, Glaube, Spiritualität
- Freiheit, Selbstbestimmung, Kreativität
Kindheitserfahrungen die unsere Bedürfnisse bedroht haben, wirken bis heute. Der Schmerz von damals, der nicht gesehen, nicht gehört, nicht gefühlt wurde, kommt dann wieder in unseren Beziehungen hoch. Anzeichen dafür sind, wenn wir z.B. völlig übertrieben auf eine Situation reagieren.
Eine Angst, die unbewusst stark in uns wirkt und unser Verhalten steuert, ist die Verlustangst. Diese wurde meist emotional sehr früh in der Kindheit erlebt (z.B. durch Tennung, Tod…)
Urteile, Schuldzuweisungen, Vorwürfe
sowie Diskussionen die in einen Machtkampf ausarten, bei denen es nur darum geht, recht zu haben, entstehen durch Erwartungen, Enttäuschungen und nicht erfüllten Bedürfnissen. Manchmal geben wir anderen gerne die Schuld um uns besser zu fühlen oder (vermeintlich) besser dazustehen. Einfacher ausgedrückt: Wir machen andere klein um uns grösser zu fühlen.
Wenn man verlernt hat, die eigenen Bedürfnisse und auch die des anderen wahrzunehmen, können daraus viele Probleme entstehen. Da die Bedürfnisse der anderen, z.B. des Partners, der Freunde, für uns nicht sichtbar sind, übergehen wir sie leicht. Das führt in Beziehungen oft zu Gedanken wie:
- „Er mus doch merken, dass es mir nicht gut geht!“
- „Er muss doch merken, dass ich mehr Zuneigung brauche!“
- „Er muss doch spüren, dass sein Verhalten mich verletzt!“
- …
Das wiederum führt zu Frustration, Ärger, noch mehr Unzufriedenheit, Unsicherheit, Rückzug.
Der Teufelskreis hat begonnen…