Wann ist die richtige Zeit zum Leben oder besser gesagt, was ist „Leben“?
Wenn du jung bist, stellst du dir diese Frage nicht, aber spätestens wenn dir bewusst wird, dass die Hälfe deiner Zeit um ist, dann kannst du dich vor solchen oder ähnlichen Fragen nicht mehr verschießen.
Meine Erfahrung aus meiner Praxis ist, das diejenigen, die in Krisen stecken, sei es im Beruf, in der Partnerschaft oder durch eine Krankheit, sich erst dann anfangen, mit sich selbst auseinander zusetzen. Sich diese Fragen stellen. Manches hinterfragen.
Viele FÜHLEN, das so, wie es jetzt gerade in ihrem LEben läuft, das das noch nicht alles gewesen sein kann. Diese Menschen hören den RUF. Diese Menschen wissen ganz intuitiv, das da draussen noch mehr auf sie wartet, aber sie können das „mehr“ nicht erkären. Es ist einfach nur ein Gefühl.
Wir hatten es neulich erst davon, als ich beim Frisör saß und wir auf dieses Thema kamen. So führte ein Gedanken zum anderen.
Kennst du auch Menschen die todunglücklich, aber nicht in der Lage sind, einen Weg aus ihren Problemen zu finden? Menschen die wie ein häufchen Elend vor dir sitzen, weinen und egal welche Möglichkeit du ihnen aufzählst, zu allem sagen sie dir nur, warum das NICHT geht. Warum das NICHT machbar ist.
Warum bleiben Menschen in ihren Gefühlen und Möglichkeiten so gefangen?
Könnte es daran liegen, das wir ein extremes Sicherheitsbedürfniss haben und alles scheuen, was diese Sicherheit gefährden könnte? Auch wenn das bedeutet, in der unglücklichen Situation weiter drin zu bleiben? Dabei erkennen wir nicht, das das nur eine Schein-Sicherheit ist, denn absolute Sicherheit gibt es nirgens. DAS NENNT SICH LEBEN!
Nichts ist sicher auf dieser Welt. Keine Ehe kann dir Sicherheit geben, denn auch morgen kann dein Parner plötzlich die Trennung oder Scheidung haben wollen. Keine Arbeitsstelle ist absolut sicher, selbst wenn du 30 Jahre in einer Firma warst, alles dafür getan hast, immer pflichtbewusst und engagiert warst, trotzdem kannst du von heute auf morgen „ausgewechselt“ werden! Und weil die meisten Menschen dieses große Bedürfniss nach Sicherheit haben, boomen auch die Versicherungen in allen Lebenslagen, mittlerweile kannst du dich sogar gegen Krebs versichern. Unglaublich. Und deshalb boomen auch die ganzen Vorsorgetermine für deine Gesundheit. Doch du kannst heute zur Vorsorge gehen und morgen entarten deine Zellen. Bis zum nächsten Termin kann plötzlich nichts mehr gut sein. Vorsorge hin oder her. Auch wenn du jetzt heftig protestierst und ein großes ABER auf deinen Lippen hast…
Sicherheit ist ein totaler Irrglaube! Sie hindert dich daran, dein Leben in vollen Zügen auszuleben.
Das ist auch der Grund, warum wir Menschen verurteilen, die ANDERS sind, warum wir schlecht über sie reden oder über sie lästern. Über die, die sich nicht in das Hamsterrad „Gesellschaft“ zwängen lassen. Die Freigeister sind, heute so morgen so leben, neues ausprobieren, sich monatelange Auszeiten gönnen, die sich erlauben die Dinge anders zu machen als die anderen etc.
Aber warum mögen wir das nicht? Warum reagieren wir meist so negativ darauf? Warum regt uns das auf? Vielleicht – weil wir insgeheim auch ein BISSCHEN so sein möchten? Weil wir neidisch darauf sind? Ein klitzekleines bisschen??? Sei ehrlich. Auf diese Freiheit die sich diese Menschen erlauben? Auf das was sie machen, wie sie es machen…
Kommen wir nochmal zu meinem Frisörbesuch zurück. Zu Menschen, die egal wie schlimm ihre Situation gerade ist, da nicht rauskommen.
Oft liegt es mit daran, das wir uns ab einen gewissen Zeitpunkt in unserem Leben nur noch als WIR identifizieren. Keine eigene Person mehr sind wie beispielsweise als Teenager. Sobald Frauen z. B. in einer Partnerschaft sind, eine Ehe führen, gibt es nur bei vielen nur noch ein „WIR“. Sie brauchen das Einverständnis des Partners, wenn sie wo hin wollen oder was kaufen wollen. Die Fähigkeit alleine Entscheidungen zu treffen, geht buchstäblich verloren. Oder Gemeinschaftskonto ist auch ein klassisches Beispiel. Warum keine eigenen Konten mehr? Am Anfang fühlt sich dieses „WIR“ gut an, aber es kann zu einem „Gefängnis“ werden, in das du dich selbst gebracht hast. Und deshalb findest du keine Ausweg. Keine Tür die raus führt.
Als Teeneger und junger Erwachsener sind wir lebenslustig, spontan, gehen auf Partys, geniessen unsere Freiheit und das Leben. Irgendwann infizieren wir uns mit der ansteckenden Seuche „Der Ernst des Lebens“. Kennst du bestimmt auch. War der Lieblingsspruch meiner Eltern. Genauso Sprüche wie „Du wirst schon sehen was du davon hast“, „Solange du deine Füsse unter meinen Tisch streckst…“, „Dir werden die Flausen schon vergehen“ usw. Kennst du bestimmt auch alle. Das war der verzweifelte Versuch meiner Eltern, das ich „schön normal“ bleibe. Das ich es so zu machen, wie sie es von mir erwarten. Wie es die Gesellschaft später erwartet. So entstehen Denk- und Verhaltensmuster die uns klein halten und klein bleiben lassen.
So entsteht ein Mensch, der macht was andere sagen. Der leistungsorientiert durchs Leben geht. Der glaubt sich immer beweisen zu müssen. Der aufhört selber zu denken, macht, was anderen erwarten und seine eigenen Bedürfnisse weit nach hinten stellt. Der irgendwann gar keinen Kontakt mehr zu sich, seinen Gefühlen und seinem Körper hat. Der nur noch funktioniert.
Ein balinesischer Arzt den ich vor paar Jahren kennen lernen durfte, der mich vieles lehrte, nannte diese Menschen „Roboter“. Gar nicht so verkehrt dieser Vergleich.
Wenn du deine Wünsche und Sehnsüchte, deine Bedürfnisse nicht erfüllt bekommst, dann macht dich das auf Dauer unzufrieden, traurig, unglücklich und – krank.
Oft ist uns das nicht bewusst.
Zum Schlüss möchte ich dir noch eine Kleinigkeit um nachdenken mitgeben:
„Der wahre Grund, warum wir Menschen im Alter immer schwächer und kränker werden ist, dass auf Körperebene die Zellen aufgrund schlechter Ernährungsweise, Bewegungs- und Nährstoffmangel extrem unterversorgt sind und auf geistiger Ebene das nicht gelebte Leben uns bezwingt und wir aufgeben. Roboter eben. Funktionieren. Ohne eigenständiges Denken, ohne eigenständiges Handeln.“
Deine Andrea